Die Baselbieter Winzer erwarten dieses Jahr wieder eine gute Ernte
Um den Baselbieter Weinjahrgang 2017 steht es bezüglich Qualität eigentlich sehr gut. Wegen Frost und Schnee im April wurde aber der grösste Teil der Ernte vernichtet.
Nur etwa ein Fünftel einer Durchschnittsernte konnte von den Weinbauern abgelesen werden. Da auch Wildobst verfror mussten die Trauben, die noch übrigblieben, mit dem Wild geteilt werden. Vögel und Dachse wissen, was gut ist, und sie wollten nicht auf ihre Delikatessen verzichten. Teilweise lohnte es sich danach überhaupt nicht mehr, die paar wenigen Reste abzulesen.
Damit man aber nicht das ganze Jahr auf dem Trockenen sitzen muss kauften die grösseren Kelterer Trauben aus anderen Regionen dazu. Daraus produzierten sie sehr gute und auch spezielle Rot- und Weissweine. Diese werden aber nicht unter den bekannten Eigenmarken verkauft. Sie erhalten eine hoffentlich nur einmalig notwendige Etikette, auf der die Details zur Herkunft der Trauben und des Weins nachgelesen werden können. Ganz schadlos überstehen die Kelterer das Krisenjahr aber nicht. Es fehlen die vielen Aufträge von Winzern oder Hobbywinzern, die ihre Trauben nicht selbst verarbeiten. Diese Lücken können mit anderen Arbeiten nicht vollständig aufgefüllt werden.
Kurzer Frost vernichtete die Ernte
Ein paar wenige Frostnächte, Schnee und Bise machten ein hoffnungsvolles Weinjahr zunichte. Die spätere Wetterbesserung liess zwar noch einige neue Triebe spriessen, jedoch meist ohne Früchte – viel zu wenig, um den Schaden auch nur teilweise zu kompensieren. Als Resultat kamen nur 191 Tonnen Trauben in die Fässer statt etwa 800. Glück hatte Riehen wegen der milderen Lage der Rebberge. Tendenziell haben auch neue pilzrestistente und ganz alte Sorten besser überlebt.
Die starken Ausfälle haben vor allem für professionelle Betriebe, die davon leben müssen, enorme Auswirkungen. Zur Unterstützung wurden Kredite gestundet oder zinslose Betriebskredite gewährt. Auch der Fonds Suisse zahlte 20 Millionen Franken an betroffene Obst- und Weinbauern in der ganzen Schweiz. Etliche Winzer kauften aus anderen Schweizer Regionen dazu, um wenigstens den Kelterungsbetrieb einigermassen auslasten zu können. Somit entstanden einmalige Weine, die es so hoffentlich nie wieder geben wird! Mit verschiedenen individuellen Massnahmen überstanden aber alle Betriebe das Krisenjahr und freuen sich auf einen ausgezeichneten Jahrgang 2018. Kellermeister Thomas Engel vom Siebedupf erklärte, dass seine Firma schon immer den Grossteil an Trauben aus dem Baselbiet und dem angrenzenden Aargau dazu kauft. So entstanden dieses Jahr ganz besondere Weine aus Neuenburger und jurassischen Trauben.
Aussichten 2018
Sehr optimistisch sehen die Produzenten dem Jahrgang 2018 entgegen. Die bisherige Frühlingswärme unterstützte das Wachstum der Reben. Der Ertragsausfall des Vorjahres kann und darf aber nicht kompensiert werden, auch wenn es deutlich mehr Trauben hat als üblich. Überzählige Beeren müssen unbedingt entfernt werden, um die gute Qualität zu erhalten. Der Verband nimmt schon jetzt Einfluss auf die Produzenten und gibt ihnen entsprechende Ratschläge. Man will auf jeden Fall an die hervorragenden Jahrgänge anknüpfen und wieder erstklassigen Wein aus echten Baselbieter Trauben auf den Markt bringen. So hoffen denn alle auf genügend Sonne, den notwendigen Regen und weder Stürme noch Hagel.
Staatswein 2018
Trotz aller Widerwärtigkeiten gibt es auch dieses Jahr einen Baselbieter Staatswein. Eine Fachjury selektionierte je drei Weine aus den Sorten Weisswein, Pinot Noir und Rote Spezialitäten. Die endgültigen Gewinner für dieses Jahr werden durch eine nicht professionelle Jury gekürt. Trotz der schlechten Ernte bestanden die Organisatoren darauf, dass ausschliesslich Weine aus Baselbieter Trauben eingereicht werden dürfen. Man will damit glaubwürdig und seinen Wurzeln treu bleiben. Basel-Stadt kennt dieses Problem hingegen nicht. Im Nachbarkanton werden auch ausländische Weine zum Staatswein gewählt. Ein Auge wurde lediglich bei der Minimalmenge von produzierten Flaschen zugedrückt. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze, denen sich auch der Mensch unterzuordnen hat.
Beat Eglin