Eine riesige Herausforderung

    Wie geht es eigentlich den Sportagenturen in der Covid-Krise?

    Die Agenturen, welche Sportlerinnen und Sportler beraten, vertreten, vermitteln oder vermarkten stehen vor einer grossen Herausforderung. Die Clubs können seit Monaten wegen der Covid-Massnahmen nicht mehr verlässlich budgetieren.

    (Bild: JoW) Der leere St.JakobPark von oben. Auch in absehbarer Zeit werden die Stadien sich nicht mit Fans füllen, was nicht nur im Bereich Ticketing gravierende finanzielle Folgen hat.

    Die Sport- und Unterhaltungsbranchen gehören zu jenen Wirtschaftssektoren, die am meisten unter der COVID-Pandemie leiden. Denn nicht nur das übliche Tagesgeschäft mit den flankierenden Angeboten und deren Umsätze ist betroffen. Der FC Basel und weitere Clubs populärer Mannschaftssportarten mit einer respektablen Fanbasis und flankierendem Umsatz rund um den normalen Spielbetrieb leiden besonders. Für kleinere Clubs sind zudem die Sponsoreneinnahmen von elementarer Bedeutung. Die Sponsorenverträge sind zwar oft schon für die aktuelle Saison unterschrieben oder haben noch eine Laufzeit. Dennoch können die Clubs ihren Verpflichtungen – sprich die Durchführung der Spiele, und der Sponsorenevents, die Präsenz in den Medien und so weiter – nicht mehr nachkommen.

    Unsichere Budgetplanung
    Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Clubs auch im Transfergeschäft weniger mutig agieren als üblich. Ein typisches Szenario in den letzten Monaten: Eine Agentur bietet den National League-Clubs einen Top-Eishockeyspieler aus Kanada an. Sein Profil und seine Skills passen. Auch die Gehaltsvorstellungen sind branchenüblich. Einige General Manager interessieren sich für den Spieler. Vor dem Ausbruch der Pandemie wäre der Eishockeyprofi wohl problemlos verpflichtet worden und es würde vorab der Prozess einer Evaluierung von Seiten Agentur (passender Club, Rolle im Team, Perspektiven, Gehalt-Vergleiche, Vertragslaufzeiten…) und der interessierten Clubs stattfinden. Nicht jedoch im Jahre 2020. Die Unsicherheiten bezüglich der Budgetplanung lassen keine längerfristigen Verpflichtungen mehr zu. Und so bleibt der Spieler auf dem Markt.

    Die Tasks der Agenturen und Vermarkter
    Die Agenturen, die Sportlerinnen und Sportler beraten, vertreten, vermitteln oder vermarkten, haben sich indessen mit der aktuellen Realität arrangiert. Besonders die kleineren Mitbewerberinnen in diesem Haifischbecken konzentrieren sich darauf, bereit zu sein wenn es wieder in einem verhältnismässig normalen Rahmen weiter geht. Und man konzentriert sich auf das Networking, die begleitenden Dienstleistungen und die Imagepflege. Denn in der Vergangenheit hatten die Sportagenturen – häufig salopp und nicht zutreffend als Spielervermittler tituliert – nicht immer den besten Ruf. Es ginge da jeweils immer nur ums Abkassieren von hohen Provisionen und um Preistreiberei bei den Lohnverhandlungen für die Klientel. Dabei beinhaltet die Arbeit einer seriösen Agentur viel mehr als das. «Nicht jeder, der ein gutes Netzwerk oder juristische Kenntnisse hat muss gleich das Talent besitzen, ein guter Sport- und Spieleragent zu sein», sagen die Fachleute der Branche. Zu den vielen Hardskills, also fachlichen Fähigkeiten, gesellen sich auch einige Softskills, die man beherrschen sollte. Das ist in diesem Business ein elementarer Bestandteil der Arbeitsweise. Zu den wichtigsten Soft Skills im Sportagenturen-Geschäft zählen nebst dem Fleiss und dem ehrlichen Interesse am Werdegang des zu betreuenden Kunden auch Ehrlichkeit in guten wie auch schwierigen Situationen, Verlässlichkeit und Erfahrung. Die Beurteilung, welche Entscheide zum richtigen Timing mittel- und langfristig der Kundin oder dem Kunden einen Mehrwert bringen, ist der Schlüssel zum Erfolg und zum guten Ruf. In Kombination und vor allem auch in Synergie mit diesen Fähigkeiten können die Hardskills optimal eingesetzt werden. Was macht also eine gute Agentin beziehungsweise einen guten Agenten aus? Die Basler Agentur Sportagon fasst zusammen: «Man eignet sich Fachwissen an in Verhandlungstechniken, Marketing und Rechtswesen. Die meisten Agentinnen und Agenten vertrauen auf strategische Partneragenturen, die genau dieses Fachwissen bieten. Eine gute Agentur besitzt zudem ein starkes Netzwerk in den Interessengruppen und in der Sport-Branche, jeweils sogar Sportart übergreifend. Dies gilt auch für die internen und externen Mitarbeiter/innen. Ein/e gute/r Agentin verbindet generell die fachlichen Fähigkeiten mit sozialer Kompetenz und ist Kommunikator/in und Netzwerker/in.» Die Befriedigung der Bedürfnisse der Kundschaft stehe so oder so im Fokus und vor dem eigenen Nutzen. «Mit diesem Ansatz kommen die guten Resultate wie von selbst». Eine gute Agentur ist ausserdem immer informiert über die Aktivitäten und Ereignisse der Branche. Sportagon weiter: «Kernkompetenzen und Alleinstellungsmerkmale sind wichtig. Ist eine gefragte Dienstleistung nicht in im Portfolio vorhanden, müssen Experten und Vertrauenspersonen zugezogen werden. Eine gute Agentur agiert transparent und involviert auf Wunsch der Kundin/des Kunden auch die Familie und das Umfeld in die Entscheidungsfindungen und Strategiepläne.» Sehr wichtig und ein Erfolgsrezept: «Man sollte nicht provisionsfixiert sein, auch wenn dies sein Haupteinkommenszweig ist.» Und: Ein guter Agent/eine gute Agentur bietet nicht nur Dienstleistungen rund um die Vertragsverhandlungen und -abschlüsse, sondern auch flankierende Dienstleistungen wie Marketing/Vermarktung, Vorsorge oder Beratungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung und so weiter. Als Fazit sei noch erwähnt, dass eine Agentin beziehungsweise ein Agent oder eine Agentur auf mittel- und langfristigen Erfolg der Klienten und auf Nachhaltigkeit setzt (finanziell und im Umfeld sowie in der Work-/Life-Balance).

    JoW
    Quelle: www.sportagon-switzerland.ch

    Vorheriger ArtikelDer Blick in die Kristallkugel
    Nächster ArtikelHF-Abschlüsse: Raus aus dem Schattendasein