Eigentlich ist der Weg zum Meistertitel jetzt «frei»…

    Sm’Aesch Pfeffingen startet als Titelfavorit in die neue Volleyball-Saison

    Die Birstalerinnen gehören seit einigen Jahren zu den Top-Teams im nationalen Frauen-­Volleyball, standen aber stets im Schatten von Voléro, der «künstlichen» Übermannschaft, welche sich heuer aber nach Frankreich verabschiedet hat.

    (Bilder: zVg) Der letztjährige Vize-Meister Sm’Aesch Pfeffingen gilt heuer als designierter Nachfolger von Serienmeister Voléro Zürich

    Es war noch im letzten Jahrtausend, als es im beschaulichen Pfeffingen und in «Aesch bi Gott» zwei Volleyball-Klubs gab. National machten sie sportlich keine Schlagzeilen, sie traten regional, unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit, auf. Doch dann legte man diese beiden soliden Vereine zusammen – es war die Geburtsstunde von Sm’Aesch Pfeffingen. Und danach ging es sportlich nahezu in einem Zug von der 4. Liga bis in die Nationalliga A hinauf. Hinter diesem sportlichen Höhenflug steht, man darf es ruhigen Gewissens schreiben, mit Werner Schmid ein Mann, der mit Sm’Aesch Pfeffingen sein sportlichen Lebenswerk kreiert hat. «Werni» ist kein Geringerer als der Inhaber der gleichnamigen Garage in Reinach und auch der «Vater» der Auto Messe Basel (Basler Woche berichtete kürzlich auf einer ganzen Seite).

    Derzeit zählt der Volleyball-Club Sm’Aesch Pfeffingen momentan gut 240 Mitglieder. Es werden gegenwärtig rund 120 Nachwuchsspielerinnen, davon 60 Spielerinnen in den Inter-Teams der Nachwuchsakademie (in dieser Hinsicht war man national ein Pionier), sowie 60 aktive Spielerinnen und Spieler, die älter als 18 Jahre sind. Mit Stolz darf der A-Ligist vermelden, mit 18 aktiven Teams einer der grössten Volleyballvereine in der Region Basel zu sein (auch der VB Therwil zählt in etwa gleich viele Mannschaften, wobei das Frauen-Fanionteam, ohne ausländische Profiverstärkungen, in der Nationalliga B spielt). Der Volleyballclub Sm’Aesch Pfeffingen versucht einerseits, den Nachwuchs und den Breitensport im Volleyball zu fördern und andererseits ein Fanionteam zu erhalten, das an vorderster Stelle in der Nationalliga A bestehen kann. Dies ist in den letzten Jahren, sicher auch dank zusätzlicher Finanzmittel und Gründung einer GmbH, gelungen. Wäre Voléro Zürich, dieses Konstrukt mit einer Ansammlung von Weltspielerinnen gewesen, so hätte der Birstaler Klub wohl schon einige Meistertitel und Cup-Triumphe feiern können.

    Sm’Aesch Pfeffingen will heuer, wenn immer möglich, über das Double jubeln

    Ende September, an einem Freitagmittag, konnte Cheftrainer Andreas Vollmer seine neue Mannschaft der Öffentlichkeit, in diesem Falle den regionalen Media, vorstellen. Dass kaum ein Journalist vor Ort war, hatte sicher auch damit zu tun, dass zur gleichen Zeit der FC Basel zu seiner wöchentlichen Pressekonferenz (jeweils mittags um 13 oder 14 Uhr) im Hinblick auf das nächste Meisterschaftsspiel einlud. Und an Rot-Blau kommt bekanntlich in der Regio Basiliensis niemand vorbei…

    «Natürlich hat sich die Mannschaft gegenüber der letzten, notabene erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte, stark verändert. Doch genau dies ist die Stärke unseres Trainers mit seinem Technikerstab, dass er, wie er ja auch in der abgelaufenen Saison bewiesen hat, eine rundum erneuerte Mannschaft zum Erfolg führen kann», erklärte ein optimistischer Präsident Werner Schmid anlässlich dieser Medienkonferenz in den Räumen des neuen Hauptsponsors BWT in Aesch.

    Mit einem Durchschnittsalter von gerade mal 21,4 Jahren (Teamseniorin ist die Brasilianerin Jessica Ventura mit 26 Jahren, die Jüngste im zwölfköpfigen Kader ist mit zarten 14 Jahren Livia Saladin) könnte die neue Ausgabe von Sm’Aesch Pfeffingen eine grosse Zukunft vor sich haben. In der Volleyballszene werden die Baselbieterinnen bereits als legitimer Nachfolger von Serienmeister Voléro Zürich gehandelt. Doch da hat man die Rechnung ohne Trainer Vollmer gemacht. Der Deutsche, dem die voreilige Euphorie gar suspekt ist, ist nur ein ausgewiesener Fachmann, sondern Realist genug. Und meinte in der kleinen Runde: «Ganz so einfach läuft die Sache nicht. Kanti Schaffhausen hat mächtig aufgerüstet und sich gezielt verstärkt. Düdingen wird mit einem praktisch unveränderten Kader ins Rennen gehen. Wir dagegen müssen uns zuerst finden. Je schneller, je besser. Natürlich muss das Ziel eine Meisterschafts-Medaille und wenn immer möglich das Erreichen des Cupfinales sein. Auch im CEV-Europa-Cup können wir mit jeder Runde, die wir weiterkommen, viel dazu lernen.» Gerade vor zwei Jahren machte Sm`Aesch Pfeffingen auch auf europäischem Parkett Furore und schaltete ein spanisches, finnisches und israelisches Team aus, bevor eine Top-Equipe aus der Türkei Endstation bedeutete.

    Im aktuellen 12-Frau-Kader stehen fünf Profi-Ausländerinnen (wobei die Französin Solenn Fabien ausfällt; siehe separate Meldung). Libera Kristen Tupac und Passeuse Taylor Tashima sind aus den USA nach Aesch gekommen. Dora Grozer (23), eine Aussenangreiferin, kommt aus Deutschland, der Heimat von Trainer Vollmer, und absolviert bei Sm’Aesch ihre erste Saison im Ausland. Auf der Diagonalposition bringt die Brasilianerin Jessica Ventura die grösste Erfahrung mit. Nach verschiedenen Engagements in ihrer Heimat wechselte sie im Jahr 2016 nach Italien (mit der russischen und türkischen Liga die weltstärkste Meisterschaft) und will heuer die Schweizer Liga aufmischen.

    Aber die Basis, und zugleich die Hoffnungen für die Zukunft, stellen in Aesch natürlich, und immer, auch die Schweizer Nationalspielerinnen Madlaina Matter, Livia Zaugg und die von Voléro Zürich gekommene Gabi Schottroff, welche im September mit ihren erfolgreichen Auftritten in der EM-Qualifikation und beim Volleyball-Masters in Montreux mit guten Resultaten für Aufsehen sorgte. Just sie bringt diese Winner-Mentalität von der Limmat mit – und sie weiss genau, wie man Titel gewinnt respektive mit Voléro gewann.

    Cheftrainer Andreas Vollmer bringt Erfahrung aus der 1. Bundesliga (USC Münster) mit

    Die neue Saison 2018/19 begann am 7. Oktober 2018, traditionsgemäss mit dem «Supercup», für den sich der Vize-Meister Sm’Aesch Pfeffingen und NUC Neuchâtel qualifiziert hatten. Ein wenig überraschend siegten die Neuenburgerinnen mit 3:1-Sätzen und verhinderten so den ersten Titel in der noch jungen Vereinsgeschichte der Baselbieterinnen. Nur eine Woche später startete Sm’Aesch Pfeffingen mit einem Heimspiel in der Löhrenackerhalle gegen Düdingen in die neue Meisterschaft. Und gegen die Romands aus dem Kanton Freiburg gab es einen überzeugenden 3:0-Heimsieg, den die rund 500 Zuschauer frenetisch beklatschten. Denn Düdingen gilt als Mit-Favorit auf den Meistertitel. Aber dieser Vergleich (dem garantiert noch einige folgen werden) hat gezeigt, dass der Titel in der Tat heuer über Sm’Aesch Pfeffingen führen wird.

    Und noch etwas: Der Vize-Meister und (Mit-)Titelfavorit wird mit einem neuen Trikot, ganz in Rosa, aufspielen. Vielleicht eben doch symptomatisch, dass die Volleyball-Welt in Aesch und Pfeffingen als optimistisch taxiert wird und vor einer rosa Zukunft steht.

    Jordi Küng


    Kader vom Sm’Aesch Pfeffingen für die Saison 2018/19

    Nr Name NAT Position Jahrgang Grösse
    1 Kristen Tupac USA Libera 1992 178 cm
    3 Livia Zaugg SUI Aussenangriff 1996 180 cm
    4 Gabi Schottroff SUI Mittelblock 1997 192 cm
    6 Madlaina Matter SUI Mittelblock 1996 182 cm
    7 Anika Schwörer SUI Diagonal 2001 181 cm
    8 Solenn Fabien FRA Aussenangriff 1998 175 cm
    9 Dora Grozer GER Aussenangriff 1995 182 cm
    10 Jessica Ventura BRA Diagonal 1991 185 cm
    11 Taylor Tashima USA Zuspiel 1996 181 cm
    12 Livia Saladin SUI Libera 2003 170 cm
    13 Lea Werfeli SUI Mittelblock 1993 180 cm
    17 Annalea Maeder SUI Zuspiel 2002 182 cm


    Trainerstab

    Andreas Vollmer, GER, 1966
    Headcoach

    Riccardo Boieri, ITA, 1987
    Assistant Coach

    Alexander Stravs, SUI, 1988
    Athletic Coach

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