Das Potenzial der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mobilisieren – und weiter stärken

    Die RegioTriRhena versteht sich als DAS Netzwerk zur Stärkung der Wirtschaft und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Dreiländereck Freiburg – Colmar – Mulhouse – Basel. Der trinationale Arbeitsmarkt mit seinen zahlreichen Grenzgängern ist in dieser Region seit Jahrzehnten gelebter Alltag.

    (Bilder: Küng) Freude herrschte am 9. Dezember 2017, als das 3er-Tram bis nach St. Louis Gare (Bahnhof) weitergeführt wurde. Von dort kann man nach Paris fahren…

    Gerade an Allerheiligen, am 1. November, wurde sicht- und spürbar, dass die Regio Basiliensis mit dem Elsass und Süddeutschland (Baden-Württemberg) ein gemeinsamer Arbeits- und Lebensraum ist. In der Basler Innenstadt kam es zu Staus, die den üblichen Rahmen sprengten, der öffentliche Verkehr kam schleppend voran – und weil in den katholischen Kantonen, aber auch im Elsass und Deutschland, Allerheiligen ein Feiertag ist, erlebte Basel eine Art «friedliche Invasion» von Menschenmassen. Dass die «Herbstmäss» natürlich eine zusätzliche Attraktion ist, um die Stadt am Rheinknie zu besuchen, ist verständlich.

    Mit dem «Drämmli» (Achter) nach Weil zum Einkaufen gehen, ist Basler Alltag

    Unterschiede, die zum Politikum führen
    Natürlich gibt es zwischen der Schweiz, Deutschland und Frankreich auch markante Unterschiede. Bezüglich des Arbeitsmarktes denken wir da vor allem an die Lohnunterschiede (der Schweizer Einkaufstourismus lässt grüssen…) sowie die nationalen und europäischen Regelungen in den Bereichen Arbeitsrecht, Sozialversicherung und Steuern. Diese schaffen jedoch Bruchstellen und lösen Emotionen aus, die wiederum zum Politikum werden. An dieser Stelle sei explizit erwähnt, dass diese Chronik nicht «politisch» ist (dafür stehen in dieser Zeitung andere Plattformen zur Verfügung). Es gilt, diese Differenzen, die Verunsicherung bis Ängste auslösen können, zu überwinden. Daher fordert die RegioTriRhena (siehe auch Kastenartikel am Ende dieser Chronik) die Integration des Arbeitsmarktes zu verbessern. Aus diesem Grund hat in diesen letzten Tagen die RegioTriRhena zur Stärkung des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes mittels Schreiben folgende Punkte erwähnt:

    • Die Mehrsprachigkeit muss gefördert werden, um den Stellensuchenden den Zugang zum Arbeitsmarkt in allen drei Ländern zu ermöglichen.
    • Die grenzüberschreitende Mobilität der Arbeitnehmer, insbesondere diejenige der Jugendlichen, ist zu verbessern. Die Infrastruktur, die Mobilitätsangebote und die Rahmenbedingungen wie beispielsweise Tarife und Ticketing sind ebenfalls zu verbessern.
    • Grenzübergreifende Berufsbildungsgänge sowie Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen sind zu schaffen und die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen ist grenzübergreifend sicherzustellen.
    • Die grenzübergreifende Abstimmung in Arbeitsmarktfragen ist zu verbessern und grenzübergreifende Netzwerke sind zu entwickeln und zu stärken.
    • Die unterschiedlichen Vorschriften und Strukturen sind zu koordinieren und die Arbeitsmarkt- und Weiterbildungshilfen grenzüberschreitend zu nutzen.
    • Die Zusammenarbeit der RegioTriRhena mit den Universitäten und Hochschulen am Oberrhein und in diesem Rahmen die Förderung von Austauschs mit der Wirtschaft in den Bereichen der Bildung, Forschung und Innovation sollen fortgeführt und intensiviert werden.

    Politik(er) ist/sind gefragt
    Die RegioTriRhena richtet diese Erklärung an die Akteure aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft aus den drei Teilregionen Südelsass, Südbaden und Nordwestschweiz und bietet sich als Plattform für den grenzüberschreitenden Dialog und Austausch an. Sie unterstützt mit ihren trinationalen Unternehmensführungen den Austausch und die Vernetzung der Sozialpartner. Im Rahmen ihrer jährlichen Konferenzen nimmt die RegioTriRhena die Anliegen im Grenzraum auf und leistet inhaltliche Beiträge für eine Verstärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Zuletzt diskutierten entsprechend an einer Veranstaltung der RegioTriRhena Vertreter der Wirtschaft und Politik aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz über die Herausforderungen und Perspektiven des grenzüberschreitenden Arbeitsmarkts.

    Übergeordnetes Ziel der RegioTriRhena ist es, die trinationale Region zu stärken, um im Wettbewerb der europäischen Regionen besser bestehen zu können. Mitglieder des Vorstands sind Daniel Adrian, Conseiller départemental, Präsident RegioTriRhena, Dr. Kathrin Amacker, Präsidentin Regio Basiliensis und Dr. Bernd Dallmann, Präsident Regio-Gesellschaft Schwarzwald-Oberrhein.

    Kurzum: Natürlich sind all diese Punkte keine «Primeurs» mehr. Aufgeschlossene Menschen in der Nordwestschweiz wissen längst, dass die Grenzen am Rhein fliessend sind. Was nicht heisst, dass es offene Grenzen geben soll… Aber in einer digitalisierten Welt, welche eher Arbeitsplätze abschafft oder zumindest viele davon «automatisiert/computerisiert», wird es wichtig sein, grenzüberschreitend miteinander zu arbeiten. Ohne das lokale Denken zu vergessen!

    Jordi Küng / pd


    Regio TriRhena

    Das ist die Bezeichnung für eine Europa-Region respektive so heisst ein länderübergreifenden Lebens- und Wirtschaftsraum am südlichen Oberrhein. Er umfasst Gebiete in Deutschland, Frankreich und der Schweiz im Raum um die Städte Basel, Colmar, Freiburg im Breisgau, Liestal, Lörrach und Mulhouse. Diese Gebiete sind die Nordwestschweiz, das Oberelsass und Südbaden. In diesem Ballungsraum (auf einer Fläche von gut 8‘700 km²) wohnen gut 2,3 Millionen Menschen – Tendenz steigend. Davon sind über eine Million Menschen Erwerbstätig! Der geografische Raum hat eine über mehrere Jahrhunderte reichende gemeinsame Geschichte, was bis heute in Architektur, Kultur und Sprache erkennbar ist. Die Regio TriRhena ist Teil der Oberrhein-Konferenz und hat bereits Projekte in den Arbeitsfeldern Kultur (regionale und lokale Kulturgeschichte, Museumsförderung), Tourismus, Jugend und Sport, Bildung, Kommunikation, Transport (Stichwort EuroAirport), Raumordnung, Umwelt, Messen und Kongresse sowie Wirtschaft angestossen.

    jkü

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